Abenteuer Leben
Da hab ich mich geschnitten
Diary 2
Zugegeben, ich war mir nicht
sicher, ob ich diesen Text wirklich schreiben sollte. Doch als ich
vorhin in mein Tagebuch schrieb, fiel mir plötzlich dieser geniale
Titel ein, und ich konnte es nicht lassen.. Falls ihr kein Blut lesen
könnt, dann besser das hier nicht lesen;)
Die Idee kam mir, als ich
neulich in meinem Bett saß, und einen Schal häkelte. (ja, es gibt
durchaus auch Jugendliche, die das tun, wenn auch wenige.) Da fiel
mein Blick auf meine rechte Hand. Genauer gesagt, auf meinen rechten
Zeigefinger. Oben, nah am Nagel, befindet sich eine Narbe.
Ihr denkt euch wohl jetzt,
„OK, da hast du dich wohl verletzt, wo bleibt jetzt das Abenteuer?“
Das kommt gleich, und hängt
mit dieser Narbe zusammen.
Mit dem Tag, an dem ich mich
geschnitten habe. Mit dem Tag an dem.. Ach egal, fange wir an.
Es war ein schöner Tag
mitten im Schwarzwald. Ich befand mich dort auf einer
Familienfreizeit, und bereitete mit meiner Freundin, sie heißt Eva,
ein Geländespiel vor. Dafür hatten wir uns eine spannende
Geschichte ausgedacht.
Wo ein Zauberer einen Trank
des ewigen Lebens gebraut hatte, doch der König fand es heraus. Da
der Magier ihm nicht verraten wollte wo der Trank versteckt war, ließ
der König ihn hängen. Die verschiedenen Teams sollten diesen Trank
nun finden, durch verschiedene Rätsel. Dieser war an einem Galgen
versteckt, der da zufällig rumstand. Ein echter historischer Galgen,
der stand dort bestimmt schon lange.
Also wanderten wir gut
gelaunt die zirka 15 Minuten zu diesem makaberen Ort. Dort suchten
wir ein passendes Versteck. Ich kam auf die geniale Idee, auf einen
Baum nen Pfeil zu schnitzen, der zum Schatz zeigte.
Ich zückte also mein neues,
schön rotes, und schön scharfes Taschenmesser, und macht mich an
die Arbeit. Weit kam ich nicht. Dieses Messer hatte nämlich die
unschöne Angewohnheit, einfach einzuknicken, wenn man auch nur eine
Millisekunde nicht gut genug aufpasste, und im falschen Winkel
ansetze.
Ich hatte grade mal ein paar
Grundrisse eingeritzt, da passierte es natürlich, das verdammte
Messer klappte zusammen. Mit meinem Finger dazwischen. Ich konnte
regelrecht spüren, wie die scharfe Klinge durch mein Fleisch
schnitt. Wie durch Butter.
Ich gab keinen Laut von mir,
klappte es wieder auf, zog es aus meinem Finger, klappte es zusammen
und steckte es in meine Hosentasche. Erstaunlich was alles möglich
ist, wenn man unter Schock steht.
Dann drehte ich mich zu Eva,
und sagte ganz ruhig „Ich glaube wir sollten jetzt besser zurück
gehen“
wie gesagt, ich stand immer noch unter
Schock, ich hatte noch nicht wirklich begriffen was gerade passiert
war.. Eva nickte. Sie wühlte in ihrem Rucksack. Sie fand ein Taschentuch und reichte es
mir. Ich wickelte es um meinen Zeigefinger, der mittlerweile zu
bluten angefangen hatte.
Wir traten also den Rückweg
an. Schnell laufen ging nicht wirklich „mein Finger wackelt bei
jedem Schritt mit!“ jammerte ich panisch. Vielleicht habe ich ihn
ja soweit abgetrennt dass... nicht dran denken. Nun liefen mir Tränen
übers Gesicht.
Wir hatten den ersten
Trampelpfad geschafft. Das Taschentuch begann sich gefährlich rot zu
färben. Ich hatte Angst zu verbluten. Die Wunde musste dringend
versorgt werden. Also klingelten wir am nächsten Haus, dem einzigen
Haus in der Pampa, denn wir waren wie gesagt mitten im
Schwarzwald. Es war keiner da. Wahrscheinlich ein Ferienhaus. Da
waren nur wir, der Wald, und eine frisch geteerte Landstraße.
Ich weiß nicht, ob es Evas
oder meine Idee gewesen ist, doch wir entschieden uns, ein Auto
anzuhalten. Viele von euch werden sich nun wohl an die Stirn
schlagen. Klar, es war total gefährlich, aber daran denkt man in so
einem Moment nicht, wenn einem Blut aus dem voll gesaugten
Taschentuch auf die Jacke tropft. Das zweite Auto hielt. Zwei junge
Männer saßen darin. Nun wollt ihr wohl den Kopf auf den Tisch
hauen, und den Bildschirm anschreien, dass das böse Männer seien
könnten, vielleicht Vergewaltiger! JA es hätte sein können, aber
wir hatten Glück, sie schauten zwar erstmal ganz komisch, waren aber
sehr nett, einer der Beiden verband meine Hand. Dann boten sie uns
an, uns zur Unterkunft zurück zufahren, denn ich sah ziemlich fertig
aus, blutig und immer noch weinend. Die Wunde brannte mittlerweile
wie Feuer, und die Blutflecken würden nie wieder aus meinen Kleidern
rausgehen! Zum Glück war es nicht die falsche Entscheidung. Sie
setzten uns ab, und fuhren weiter. Ich winkte ihnen mit meinem dick verbundenen Finger, der sich
mittlerweile anfühlte, als drückte jemand ihn mit einer
glühenden Zange zusammen, hinterher.
Andere Kinder, an denen wir
vorbei liefen, schauten uns erstaunt an, stellten Fragen, doch ich
rannte sofort zu meinem Vater, und fiel ihm schluchzend in die Arme.
Wir sind dann ins
Krankenhaus gefahren. Im Auto, hatte ich mich ein bisschen erholt. Und konnte schon wieder etwas lachen.
„Na immerhin,“ sagte Eva
lächelnd, „hast du deinen Humor wieder".
„das ist Galgenhumor.“
erwiderte ich trocken.
Es stellte ich dann heraus,
dass nicht einmal genäht werden musste. „Hände bluten immer sehr“
sagte der Arzt, während er meine Wunde zuklebte.
Ich war total enttäuscht,
als ich keinen Verband bekam! Es sah total doof aus, wie ich nach
dem ganzen Aufruhr, mit einem Pflaster heim kam! Nur das Blut
getränkte Taschentuch, dass ich übrigens die ganze Zeit in der Hand
gehalten, beim Arztbesuch im Auto gelassen, und danach wieder
mitgenommen hatte, und meine fleckigen Kleider, zeugte noch von dem
dramatischen Unfall.
Ich hebe meinen Blick vom
meiner Hand, die immer noch den Schal häkelt, und lächle.
>Dieser Galgen Witz war
Situationskomik auf höchstem Niveau< denke ich zufrieden.