Sonntag, 6. September 2015

Schulwechsel=Angst

In einer Woche fängt die Schule wieder an.
In einer Woche bin ich in der zehnten Klasse. 
Das letzte Jahr auf dieser Realschule. 
Das ist unfair. 
Jetzt, wo ich endlich Freunde gefunden habe in dieser Klasse, jetzt wo ich mich wirklich eingewöhnt habe, jetzt wo ich mich dort >richtig< fühle, werde ich gehen müssen. In's Ungewisse. 
Schon wieder. 
Ich habe mit Schulwechseln keine guten Erfahrung gemacht. Ich habe Angst, nach dem ich die Schule verlassen habe, am Tag der offenen Tür zurück zu kommen, in eine Schule von der ich kein Teil mehr bin. Davor, Leher zu treffen, die nicht mehr meine Lehrer sind. Die rumwuselnden Schüler zu sehen, und ich steh nur daneben und fühle mich total unwohl. Nächstes Jahr um diese Zeit, bin ich schon an meiner zukünftigen Schule angemeldet. Nächstes Jahr, werden sich meine Ängste warscheinlich noch verschlimmert haben. So viele Fragen, ohne Antworten. 
Werde ich mich dort einleben? 
Und wenn ja, wird das wieder so ange dauern?
Werde ich Freunde finden? 
Werde ich nette Lehrer haben? 
Werden meine Noten sich verändern? 
Keine Antworten. Als ich in die fünfte Klasse kahm, war ich so sorglos in diesem Bereich. Ich dachte, das wird schon. Trug stolz meinen neuen Schulranzen in die Aula, und wurde kurz darauf von der Realität getroffen, wie mit einem großen Stein, mitten in's Herz. Ich bekahm sehr bald spühren, mit welcher Sorte Mitschüler ich es da zutun hatte. 
Bekam die Außenseiterrolle schon zugeschrieben, bevor ich auch nur den Mund aufmachen konnte. Das war ich nicht gewöhnt! Das war mir noch nie passiert. Ich hatte immer meine Freundin bei mir, war fröhlich und sagte meine Meinung immer frei heraus. Das reichte damals, um von seiner Klasse angenommen zu werden. 
Ich ging in meine neue Klasse, mit meinem orangen Rollkragenpullover, den ich so gerne mochte, und war ratlos. Grüppchen hatten sich sofort gebildet. Ich weiß nicht mehr genau wer wo war, sicher weiß ich nur, dass ich nirgends dazu gehörte, und demnach nicht wusste, wo ich mich hinsetzen sollte. Ich glaube ich saß schließlich allein. 
An meine erste Zeit dort, kann ich mich nur sehr verschwommen erinnern. Aber eine Szene, die sich in der ersten Woche abspielt, sehe ich immernoch glasklar in meinem Kopf. Und immer wenn ich daran denke tut es wieder weh.
Ich ging allein auf den Schulhof. Links von mir eine Gruppe Mädchen aus meiner Klasse. Ich habe sie bald die „Tussen-Gruppe“ oder auch „die Zicken“ genannt, und so heißen sie noch heute. Ich dachte mir: "Super, da stelle ich mich doch einfach mal dazu!" Das tat ich dann auch. Sie sprachen über Zeug das ich weder verstand, noch interessierte es mich. Aber immerhin stand ich nun nicht mehr allein. Die Zicken ignorierten mich übrigens beharrlich. Sie liefen mal dorthin, mal dahin, und ich hinterher. Schließlich sagte die Obertusse den verletzenden Satz zu mir, mit diesem verletzenden Blick und so herablassend: „Kannst du mal aufhören, uns nachzulaufen?!“ Alle schauten zustimmend. Also ging ich weg, verletzt und sicher den Tränen nah. 
Seit dem stand ich allein. Und das konnte jeder sehen. Ich war das stille Mädchen das nirgendwo hin gehörte. Allein zu sein ist quasi eine Einladung für Mobber. Und so passierte es auch. Mehrere Kinder, besonders ein Junge in meiner Klasse, den ich bis heute verabscheue, tat alles, um mich lächerlich zu machen. Und das schaffte er. Und ich konnte mich nicht wehren, starrte sie immer nur stumm an. 
Vielleicht währe alles anders gelaufen, wäre ich nicht geschwächt durch das was währenddessen in meiner Familie passierte. Aber das ist eine andere Geschichte. 
Sicher wäre alles anders gelaufen, hätte ich eine Gymnasiumsempfehlung bekommen. Dort ging nämlich meine Freundin hin. Ein paar Jahre später wurde die Regel aufgelöst, dass Lehrer bestimmen, auf welche Schule ein Kind geht; die Eltern durften aussuchen. Für mich war es zu spät, auch ein Schulwechsel war mir nicht möglich, denn mir fehlte fürs Gymnasium ein Jahr Französisch. 
Dann ging es mir auch gesundheitlich schlecht, wegen all dem Schlimmen, was mir wiederfuhr. Aber das ist auch eine andere Geschichte. 
Jahre später, nach vielen, schließlich erfolglosen Versuchen Freunde zu finden, kahm ein neues Mädchen, und ich hatte endlich eine Freundin, wenn auch eine merkwürdige. Noch ein Jahr später war ich Part einer Gruppe, die ich nett gemeint „die Nerds“ nenne. 
Ab da war alles besser. Halbwegs. Fertig gemacht werde ich auch heute noch hin und wieder. Aber immerhin kann ich mittlerweile die ein oder andere Konterung oder giftige Worte zurückschießen. Und dieses eine arrogante Mädchen, dass mich damals so verletzte, und dieser ebenso arrogante Junge sehen immer noch auf mich hinab. Diese beiden halten sich eben für was besseres. 
Doch alles in allem geht es mir gut. Und das wird bald aufs Spiel gesetzt. 
Ich habe Angst. 

...Wenn euch dieser Test genauso traurig macht wie mich, schreibt doch bitte ein Kommentar.

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