Sonntag, 25. Dezember 2016

PART 3
Teil 9

Sweet 16 der Prinzessin



Wir gehen nochmal spazieren“ Sage ich, stibitze mir eine kleine Tomate und stürme wieder nach draußen. „Aber nicht so lange. In einer Stunde gibt es Essen!“ ruft Klaus mir hinterher. Natürlich werden wir da zurück sein, wir kennen uns doch mittlerweile bestimmt aus, denn in den letzten Tagen sind wir schon viel unterwegs gewesen. Ich habe es gestern zum ersten Mal geschafft den ganzen Hang hinunter zu fahren und heute habe ich sogar einen Sprung hinbekommen. Ich befinde mich auf einem Dauerhoch. Jetzt wollen wir noch ein Bisschen den Wald genießen. Vielleicht entdecken wir ja noch ein paar schöne Stellen! Draußen warten meine Freunde schon auf mich. Ich nicke ihnen zu und wir stapfen mit zwei Schlitten in den Wald. Es ist so traumhaft hier, ich bin jeden Tag von neuem fasziniert. Die Tannen sind von einer dünnen Schneeschicht bedeckt, überall wo die Sonne durch ihn Reflektiert glitzert es. Ich atme tief ein. Es duftet nach sauberer Waldluft und nach meinem Freund, weil ich so nah neben ihm gehe. „Omg da, ein Hase!“ ruft Bella entzückt. Als ich mich umdrehe ist er schon wieder verschwunden. Ich zucke die Schultern und ziehe kräftiger am Schlitten, der sich in einem Ast verhangen hat. Mit einem Ruck löst er sich, und ich falle mit Schwung in den Schnee. Hinter mir höre ich Gelächter. Schönen dank auch. Blitzschnell forme ich einen Schneeball und ziele in die ungefähre Richtung der Lacher. Dann richte ich mich auf, drehe mich um und sehe wie Laila der verdutzten Bella den Schnee vom Gesicht reibt. Diesmal lache ich.
Nach einer Weile biegt sich der Weg. Ins Horizontale und verwandelt sich in einen steilen, schneebedeckten Abhang. Wir sehen uns schelmisch an und sitzen kurz darauf jeweils zu zweit auf den Schlitten. Ich klammere mich an Johann, der sich startbereit macht. Und schon geht es los. Ich meine des Schlitten über die Kante rutschen zu hören. Die Kannte die den ebenen Weg vom Steilen abtrennt. Ich schlucke. Das wird schnell. Laila gibt einen Cowboy Schrei von sich, Belli einen Angst-Kreischer. Mir verschlägt die Geschwindigkeit die Sprache und ich habe den Drang mein Gesicht in Johanns Jacke zu verstecken. Wir werden immer schneller. Die Landschaft zieht verschwommen an uns vorbei. Eine Schneeflocke fliegt mir ins Auge, es rauscht in meinen Ohren. Wir sind so schnell, anhalten wäre unmöglich und es ist kein Ende in Sicht.. Dafür sehe ich etwas anderes, und das nur weil ich zufällig vor uns auf die Erde schaue, um mein Gesicht ein bisschen vom Fahrtwind zu schützen. Es ist klein, was auch immer es ist, aber es wird reichen, das weiß ich. „STOOOP“ schreie ich. Zugegeben, kein besonders intelligenter Ausruf, denn.. „WIEEE?“ brüllt Johann. Er versucht zur Seite zu lenken, doch es ist unmöglich und schon fliegen wir. Der Moment, an dem wir das Objekt rammen, und wir abheben, fühlt sich an wie in Zeitlupe. Mit weit aufgerissenen Augen und den Mund zu einem stummen Schrei geöffnet registriere ich, dass sich der Schlitten selbstständig gemacht hat. Wir sitzen nicht mehr darauf, sondern scheinen zu schweben. Plötzlich reist der Zeitlupe Moment ab, und genau so plötzlich greift die Schwerkraft ein. Sofort stürzen wir ab, und rollen weiter. Wir können nicht anhalten, es ist unmöglich. Ich höre Johann vor mir voll Schmerz aufstöhnen. Dann: Ein Hubbel, wir werden kurz hoch geschleudert, dann verlieren wir plötzlich ganz an Geschwindigkeit, fallen noch einen gefühlten Meter und dann lande ich auf etwas weichem. Oder auch jemand weiches. Erleichtert will ich mich aufrichten, doch da trifft mich der Schlitten schmerzhaft am Hinterkopf. Ich unterdrücke einen Schrei. Plötzlich ist alles still.Ich rapple mich auf, rücke meine Mütze zurecht und stelle sicher dass an mir noch alles dran ist. Außer Kopf und Rückenschmerzen ist glaube ich noch alles heile, das wird bloß eine dicke, fette Beule. Also beuge ich mich zu Johann hinunter und betrachte ihn erschrocken. Sein Blick ist schmerzverzerrt, und er hat einige rote Striemen im Gesicht. Das ist nicht verwunderlich, denn das was uns letztendlich zum Halt gebracht hat war ein drahtiges Gebüsch, dessen dünne Ästchen Dornen gleichen. Mein Gesicht sieht bestimmt nicht besser aus. Ich beuge mich zu ihm, wobei meine Glieder sich schmerzhaft zu Wort melden und lege mein Ohr an seinen Mund. Gott sei dank atmet er noch. Dann nehme ich seine Hände, die er um sein angewinkeltes Bein gelegt hat. Vorsichtig drehe ich sein Bein zu mir, und er zuckt zusammen. Ein Großer Riss ist in seiner Hose, quer über das Knie, fast bis zum Schienenbein. Erschrocken merke ich dass meine Hände blutig sind. Aber es ist nicht mein Blut. Es ist Johanns. Es färbt den Schnee um sein linkes Bein rot. Im Augenwinkel merke ich dass sich Laila und Belli nähern, scheinbar unversehrt. Ich reiße mir den Schal vom Hals, um ihn als Verband zu nutzen. Laila reinigt die Wunde fachfrauisch mit Schnee, Bella hat Taschentücher dabei. Johann ist mittlerweile wieder so weit beisammen, dass er sich aufsetzen kann, und seinen eigenen Schal als Verband für den verletzten Ellenbogen zur Verfügung stellt. Dann hieven wir ihn auf den Schlitten. Isabella setzt sich ebenfalls, mit dem Rücken zu Johann, um ihn als behalfstmäßige Lehne zu stützen. Mir geht es schon besser, selbst mein Kopf tut nun noch mäßig weh. „Wie geht das, dass Johann sich so verletzt hat, und du bist heile?“ Fragt Belli, ehrlich verwundert. Das frag ich mich auch. Plötzlich stutze ich. Dann öffne ich meine Jacke, und hole meine Engelkette darunter hervor, um sie ihr fast triumphierend vor die Nase zu halten. Verblüfft schaut sie mich an. Noch verblüffter schaut aber Johann, als ich die Kette kurzerhand ihm umhänge.. „Das schützt dich“ sage ich, und gebe ihm einen Kuss. Wir setzen uns in Bewegung. Einen Moment lang hängen wir alle unsern Gedanken nach. Plötzlich sagt Laila: „Äh, Leute? Wo geht es jetzt eigentlich lang?“ Ratlos zucke ich die Schultern. Wir hatten uns entschieden einen Umweg zu nehmen, weil wir, vorallem mit Johann im Schlepptau nicht wieder diesen Berg hochkommen. Und dann war ich viel zu sehr damit beschäftigt mich darüber aufzuregen, dass irgendein Vollidiot einen Scheiß Autoreifen liegen lässt, der dann auch noch zu zwei Dritteln mit Schnee bedeckt wird, und natürlich genau im Weg steckt. Da fällt mir etwas ein. An Lailas Blick erkenne ich dass sie das Gleiche denkt. „Hä, was?“ Fragt Isabella verwirrt. Laila deutet mit dem Kinn auf einen besonders großen Baum, der die Anderen um einiges überragt. Bella schüttelt den Kopf. „Nein, auf keinen Fall!“ „Du bist die Leichteste. Uns wird der nicht halten können.“ wende ich ein. Bella schaut wenig überzeugt„Gut, dann mach ichs eben“ Sagt Laila. Ich glaube es ist ihr lieber so. „Nein“ Sagt Isabella, reibt sich die Hände und macht sich auf den Weg. Ihr ist es wohl lieber selbst zu klettern, anstatt ihre Freundin in Gefahr zu bringen. Laila schaut ihr besorgt hinterher. 

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