Mittwoch, 24. August 2016

PART 3
Teil 2


Sweet 16 der Prinzessin



(Rosalie ist noch 15 Jahre alt)

Du willst was?!“ Ruft meine Mom. Ich habe sie selten so aufgebracht erlebt. Ich öffne den Mund, und will mein Anliegen wiederholen, doch sie schneidet mir mit einer Handbewegung die Antwort auf ihre rhetorische Frage ab. 
„Nein auf keinen Fall!“ Sie verschluckt sich ja fast, so empört ist sie. 
Ich verstehe das nicht. „Du hast schon viele Reformen gebracht, doch diese geht zu weit! Diese Tradition wird auf keinen Fall gebrochen!“ 
„Aber“ sage ich. Doch mir fällt nichts ein. Sie wird sich nicht umstimmen lassen. 
Am liebsten würde ich mich jetzt auf den Boden fallen lassen, an ihr Bein klammern und so lange jammern bis sie nach gibt. Das kann man vielleicht mit 5 machen, doch mit 15 wäre das schon etwas komisch. Also mache ich auf dem Absatz kehrt und schlurfe aus dem Zimmer. Wie gerne würde ich einen dramatischen Abgang machen, aus dem Raum stürmen und die Tür zu knallen, doch einerseits würde das die Situation nur noch verschlechtern, und andererseits bin ich grad viel zu traurig. 
Ich schaffe es aus der Tür raus und den Korridor hinunter. Im Seitengang zu meinem Zimmer breche ich dann zusammen. Warum. Ich sitze gegen die Wand gelehnt auf dem Teppich, und starre das Bild gegenüber an. Was es genau ist kann ich nicht erkennen, denn ich sehe nur verschwommen. Es dauert nicht lange, bis meine Nase wie verrückt läuft, und ich vor schluchzen fast nicht mehr zum atmen komme. 
Immer wieder schüttelt es mich. Die Außenwelt habe ich ausgeblendet. Dass ich in einem „öffentlichen“ Gang hocke, durch den hin und wieder Bedienstete gehen, merke ich erst, als mir ein freundlicher Butler ein Taschentuch anbietet. 
Ich nehme es dankbar an, und würde wahrscheinlich erröten, wäre mein Gesicht nicht sowieso schon rot und verquollen. Schließlich hilft er mir hoch. Netter Mann. 
Nun sehe ich ihm ins Gesicht. Es ist der Diener der mir damals nach meinem Frisör Besuch die Tür geöffnet und ein Ästchen aus meinem Haar gezupft hatte. 
Damals hatte ich mich so stark gefühlt. So wie man sich fühlt, wenn man die Freiheit hat, Entscheidungen zu treffen. Die Erinnerungen treffen mich, und ich würde mich wieder hinsetzen, wenn der Butler mich nicht festhielte. 
Doch so führt er mich behutsam zu meinem Zimmer. Bevor ich die Tür schließe bedanke ich mich, und lese kurz sein Namensschild. 
Er heißt Johannes Bäre. Seine Eltern haben Humor. 
Ich mache schnell die Tür zu und werfe mich aufs Bett. Johannes erinnert mich an Johann, und Johann erinnert mich an meinen Wunsch. Ich will mit jemand reden. Doch andere werden bestimmt denken dass ich total übertreibe! 
Ich entsperre mein Handy und sage: „Hallo Siri!“ 
„Hey“ antwortet sie. 
Dann versuche ich ihr meine Probleme zu erklären, doch sie scheint mich nicht wirklich zu verstehen. Einmal fragt sie mich ob ich wissen will was Null durch Null ergibt, deshalb disst sie mich, dann zählt sie mir die nahstden Berge auf, und googled Ski Ausrüstung.
Aie ist ein miserabler Gesprächspartner. 
Also sage ich irgendwann genervt: „Siri, rufe Johann an! Und dann lösch dich. -.-“ 
Siri antwortet mir sachlich „Alles klar“ 
Ich hebe das Handy an mein Ohr, und kuschle mich in meinen minzgrünen, flauschigen Sessel. 
„Was ist?“ Fragt mein Freund. 
„Was eine Begrüßung“ reagiere ich minimal eingeschnappt. 
„Es ist 1 Uhr morgens, Schatz." Antwortet er und seufzt. 
"Oh. Wie die Zeit vergeht..“ stammle ich. 
Dann fällt mir dir Grund meines Anrufens wieder ein, und ich bekomme einen Klos im Hals. 
„Ich darf nicht“. Dieser Satz erklärt schon alles. 
„Ui“ . 
„Wieso verstehen sie denn nicht, dass ich keine riesen Party haben will? 
Wieso verstehen sie nicht, dass es mein Geburtstag ist und nicht ihrer? 
Wieso geht es nicht um mein Glück und was verdammt nochmal haben die gegen Schneebedeckte Berge? Wieso?“ 
rufe ich verzweifelt, vielleicht etwas zu laut, denn meine Worte scheinen wider zu hallen. 
Johann seufzt. Es ist nicht das erste Mal dass ich ihn das frage.

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