Freitag, 23. September 2016

PART 3
Teil 6

Sweet 16 der Prinzessin


Schließlich steige ich aus dem Auto. 
Durch meine verbundenen Augen und das lange Sitzen sind meine Beine ganz wackelig, und ich rutsche aus. Belli hält mich im letzten Moment fest. Oder sie versucht es zumindest. Sie ist nicht stark genug um mich aufrecht zu halten, deshalb fallen wir nun beide hin. Lachend richten wir uns wieder auf, wir kriegen uns gar nicht mehr ein.. Schließlich fühle ich wie sich eine warme weiche Hand um meine schließt. 
Sanft führt Johann mich ein paar Schritte vom Auto weg, wobei er Acht gibt dass ich nicht wieder ausrutsche. Denn es lag nicht nur an meinem Gleichgewicht, ich rutsche tatsächlich! Und es ist eisig kalt. Nun dreht er mich um 180 Grad und nimmt mir endlich die verdammte Augenbinde ab. Die Welt sieht viel freundlicher und bunter aus, wenn man über 4 Stunden die Augen verbunden hat, registriere ich. Naja, bunt ist es in diesem Fall nicht wirklich. Alles... also fast alles ist...WEIß! 
Meine Kinnlade klappt runter, und ich stehe da wie eingefroren. Bei diesen Temperaturen wäre das nicht mal so unrealistisch. Dann knie ich mich hin und drücke eine Hand in den Schnee. Anschließend nehme ich eine Hand voll und betrachte ehrfürchtig wie er auf meiner Haut schmilzt. Die Kälte und alle Geräusche habe ich ausgeblendet. Ich schaue zu unserem Auto hin. Das Auto ist ein grüner großer Truck. Rechts vom Truck ein Waldrand voller Tannenbäume. Und links eine einfache, aber unglaublich gemütlich aussehende Holzhütte. Ich würde gerade so gerne alles und jeden umarmen. Die Hütte, alle Bäume, Johann, Belli, Laila, Klaus (der übrigens wirklich einem Bär sehr ähnlich sieht.. zumindest ist er so groß und behaart wie einer), den Truck und Schnee. Ich drehe mich zu meinen Freunden. Die sehen mich nur erwartungsvoll an. Mein Mund ist immer noch offen und trocknet langsam aus. Ich klappe ihn zu und breite die Arme aus, laufe auf die besten Freunde der Welt zu und falle ihnen in die Arme. Dass ein paar Tränen der Rührung rollen, verstecke ich unter Bellis nach >Emmely Erdbeer Shampoo< riechenden Haaren. Klaus will sich gerade ins Haus begeben, wahrscheinlich um den Ofen anzuheizen, doch ich renne ihm schnell hinterher, um auch ihn zu umarmen. Ich glaube er ist über meine Rührung und Umarmung selbst gerührt. Obwohl ich mich am liebsten gleich im Schnee rollen würde, müssen wir erst mal all unser Zeug rein schleppen, denn hier gibt es keine Diener. Ich finde das ok. Es sind mehrere Koffer und Taschen, und am Ende sind wir total außer Puste. Zwischendurch stelle ich viele Fragen, die simple, logische, aber teilweise so unglaubliche Antworten haben. Das wichtigste Erkenntnis haut mich fast um. Wir werden hier eine ganze Woche bleiben. EINE WOCHE! Ich werde über vieles aufgeklärt. Die Party würde sowieso nicht stattfinden. „Alles fake?!“ Frage ich atemlos „Ein Bisschen schon“ antwortet Belli vergnügt. Ausgelassen tanzt sie durch die Gegend. Mir klappt schon wieder die Kinnlade runter. Nun verlange ich eine genauere Erklärung. „Also..“ sagt Johann, und beginnt zu erzählen. „Du warst gar nicht glücklich über dein >Schicksal< und wir drei, waren so ziemlich die Einzigen die wussten was in deinem Kopf vorgeht. Jedenfalls halbwegs.“ Er zieht mich angesichts meines verdutzten Gesichtes amüsiert zu sich, gibt mir einen Kuss und erzählt dann weiter. „Also haben wir beschlossen etwas zu tun. Also die Idee hatte ich“ fügt er hinzu. „Glaub mir, es war ein monatelanges hartes Stück Arbeit all unsere Eltern zu überzeugen.“ Laila und Belli nicken heftig. „aber vor allem deine Rosi.“ Wie habt ihr es denn geschafft sie zu überzeugen?“ frage ich neugierig. Laila erzählt: „Dein Vater war bald überzeugt. Er hat gesagt du sollst machen was dir Spaß macht, vor allem an deinem Geburtstag!“ „Aww“ sage ich. Er meldet sich selten zu Wort. Und dass er so denkt ist sehr schön zu wissen. „Aber deine Mom“ fährt sie fort, "ist beim ersten Versuch fast hysterisch geworden. Doch ich glaube irgendwann hat sie ein schlechtes Gewissen bekommen, und dieses Gemälde das du gemalt hast, hat ihr den Rest gegeben, glaub ich. Sie hat sich noch am selben Tag bei Johann gemeldet, und zugesagt.“ „Aber mit einem Haufen voller Bedingungen“ fügt Johann hinzu und zählt auf: „ Du musst dich immer warm anziehen, es muss eine Aufsichtsperson geben, die aufpasst dass du genug trinkst..“ „Apropos Kleider“ Melde ich mich zu Wort „Hab ich überhaupt welche dabei? Ich hab ja nichts gepackt!“ Johann winkt ab. „Hier brauchst du sowieso fast nur Schi Zeug, das haben wir für dich ausgesucht. Den Rest hat deine Mum gepackt.“ Ich nicke erleichtert. Dass meine Mom nach IHREM Geschmack gepackt hat, ist mir jetzt relativ egal. Johann erzählt noch etwas, doch ich bin nicht anwesend. Gerade erinnere ich mich an die Halskette mit dem Engel. Jetzt weiß ich auch warum sie meinten ich bräuchte einen Schutzengel. Die Beiden haben einfach Angst um mich! Ich öffne den Reisverschluss meiner Jacke, und greife dann in mein Dekolletee. Diesmal betrachte ich die Kette mit anderen Augen, mit gerührteren Augen. Ich spüre wie sich meine Freunde neugierig zu mir rüber beugen, um zu sehen was ich da so anstarre. Nach ein paar Sekunden verstecke ich die Kette samt Engel wieder unter mein Shirt. Dann sage ich: „OK, was jetzt Leute?“
Jetzt..“ höre ich eine unerwartete Stimme-

Schulwechsel=Angst
Fazit

(Teil 1 >sep. 2015< zuerst lesen)
Seit drei Wochen ist wieder Schule.
Seit drei Wochen bin ich in der 11. Klasse.
Das erste Jahr auf einem Gymnasium.
Und das ist fair. 
Ich würde meinem ich von vor einem Jahr so gerne ein paar Dinge sagen. 
Problem: Es ist leider schon vorbei. Aber vielleicht kann ich immerhin euch etwas sagen, und aufklären. Es ist gut so wie es jetzt ist. Ich habe einen Zustand erreicht, den ich mir vor Jahren ersehnt habe.
Neue Leute, echte Freunde, ein neues Kapitel, all das ist jetzt möglich. 
Die ganzen Sorgen der alten Schule lasten nun nicht mehr auf mir. Kein Mobbing, keine falschen, gehässigen Menschen. Keine Lehrer ohne Deutschkenntnisse, keine kaputten Klassenzimmer. 
Das Gegenteil, und davor hatte ich Angst. Heute bin ich unendlich froh, nicht mehr dort zu sein. Ein Ort, der dazu beigetragen hat, dass ich kaputt gegangen bin, damals. 
Dennoch kann ich immer noch verstehen, warum ich Angst hatte. Es war tatsächlich verdammt ungewiss. Alles hätte nur noch schlimmer werden können, aber das ist es nicht. Dies wird kein so langer Text wie damals, es gibt ja auch nicht wirklich viel zu erzählen. Meine Klasse besteht fast ausschließlich aus halbwegs vernünftigen, netten Menschen. Natürlich nicht nur, aber sind wir mal ehrlich: Es gibt doch immer mindestens einen Matscho. 
Die Schule ist mega schön und modern, dafür nehme ich auch den Schulweg in kauf, obwohl sich die 20 Minuten Fahrradweg immer ziehen wie Kaugummi. 
Vielleicht ändere ich meine Meinung, wenn der Stress erst richtig auf mich herrab prasselt. Ich habe wieder neue Ängste denn: Ich will nicht versagen. Und dummerweise hab ich mein Schicksal in der Hand. 
Aber Alles in Allem bin ich einfach nur zufrieden. 
Tschüß<3

Samstag, 17. September 2016

PART 3
Teil 5

Sweet 16 der Prinzessin



(Rosalie ist noch 15 Jahre alt)

Was passiert hier?“ Frage ich. Keine Antwort. Ich bin mir nicht sicher ob ich genervt, oder ängstlich sein sollte. Auf jeden Fall bin ich total neugierig. Außerdem juckt mein linkes Auge, doch ich kann mich dort nicht kratzen weil mir von Laila ein Seidentuch umgebunden wurde, ohne Erklärung. Ich weiß nicht wie ich mit dieser Situation umgehen soll. Ich meine, versetzt euch mal in meine Rolle. Ich wollte Johann gerade in mein Zimmer führen um ihm das tolle Bild zu zeigen, doch auf der Hälfte des Weges klingelt es, und meine beiden Freundinnen standen vor der Tür. Ich hätte schon bei Bellis unterdrücktem Kichern misstrauisch werden sollen, und daran dass sie kein Paket dabei hatte. Wir bringen uns eigentlich immer selbst gebackene Cupcakes mit an unseren Geburtstagen. Stattdessen steckten ihre Hände in den Manteltaschen, was bei der Kälte allerdings nicht verwunderlich ist. Ich bat sie fröhlich rein, doch sie blieben stehen, und als ich mich verwundert zu meinem Freund umdrehte, hatte der schon unsere Jacken in der Hand. „Komm, wir machen einen Ausflug“ sagte er. Die Art wie er „Ausflug“ betonte, lässt die beiden Mädchen grinsen. Ich stand nur dazwischen, und zog gehorsam die mir hingehaltene Jacke an. Und schon rückte Laila mir mit einem bunten Seidentuch auf die Pelle. 
Was wird das? Vielleicht eine Überraschung? Vielleicht färben sie sich alle zur Feier des Tages die Haare lila.. Bei der Vorstellung prustete ich los. Die Reaktion meiner Freunde kann ich nicht erkennen, denn ich sehe ja nichts mit verbundenen Augen. Glücklicherweise haben sie mir nicht auch den Mund zugebunden, und ich schaffe es auf dem Weg zum Auto ungefähr zehn mal kundzugeben das ich Angst hätte gleich gegen einen Baum zu laufen, oder zu stolpern und dass ich dass den drei übel nehmen würde. Doch sie lachen nur und versichern mir dass sie aufpassen. Zum Glück tun sie das auch wirklich. Nur beim Einsteigen ins Auto stoße ich mir den Kopf an. Zum Glück trage jetzt ich ne Mütze. Wir quetschen uns alle auf die Rückbank. Das fühlt sich nicht wie die Limousinen an, mit denen wir uns normalerweise fortbewegen. Der Motor röhrt auf, und wir setzen uns in Bewegung. Ich ich versuche herauszufinden wer wo neben mir sitzt. Dazu greife ich einfach wild ins Dunkel, anstatt was wesentlich intelligenter gewesen wäre, einfach zu fragen. Dabei haue ich Johann aus versehen eine runter. Bella sieht meine Hand kommen und duckt sich geschickt, also soweit das geht wenn man zu viert auf eine Sitzbank gequetscht ist. Johann geht nicht auf meinen unbeabsichtigten Schlag ein, hält aber für den Rest der Fahrt meine linke Hand fest, Belli die Rechte. Laila sitzt rechts am Fenster und lacht Belli und Johann vergnügt aus. Da fällt mir plötzlich etwas ein. „Warte haben wir überhaupt einen Fahrer?“ rufe ich panisch. 
„Hallo ich bin Klaus, alles gute Rosalie“ sagt der Fahrer, mit tiefer brummiger Bärenstimme. Ich zucke zusammen, und stelle mich nicht wenig verdattert auch vor. Er lacht „das weiß ich doch“. Ja, äh, macht Sinn. Dann herrschen ein paar Sekunden Stille, und plötzlich, wie auf ein Kommando fangen wir alle an zu lachen, Klaus eingeschlossen, wobei er klingt wie ein Weihnachtsmann. Nach einer Weile schläft mein Bein ein, und ich frage genervt, warum eigentlich niemand auf dem Beifahrersitz sitzt. Ich spüre Isabella neben mir die Schultern zucken, dann sagt sie „ Im Kofferraum war halt kein Platz mehr für die Cupcakes, ich wollte nicht dass sie zerquetscht werden.“ 
„Dafür werden WIR jetzt also zerquetscht?“ 
 „genau“ erwidert sie fröhlich. 
Nach kurzer Zeit wird uns langweilig und ich schaue auf mein Handgelenk, obwohl ich weder eine Uhr anhabe, noch, wenn ich eine Uhr trüge, sie jetzt lesen könnte. Gewohnheit eben. Aber was auch immer dieser Ausflug ist, wir verpassen so das Kaffee trinken. 
Das scheinen die Anderen aber mit einberechnet zu haben. Als ich meine Bedenken äußere, reicht Klaus uns die Cupcakes nach hinten, und Laila kramt aus einer Tasche unter dem Sitz fünf Kleine Thermoflaschen, jeder bekommt eine, auch Klaus. Gierig greifen meine Sitznachbarn nach den kleinen Kuchen. Ich warte einen Moment, ob's den Anderen von selbst auffällt, dann melde ich „Hallo! Ihr haltet meine Hände immer noch fest!“ Mit verbundenen Augen in einem fahrenden Auto, dass scheinbar gerade auch noch einen Hang hoch fährt zu essen, stellt sich als recht kompliziert raus. Ich flehe sie schließlich fast an, die verdammte Augebinde abnehmen zu dürfen, doch sie bleiben standhaft. Deshalb pausieren wir. Klaus fährt wiederstrebend an den Straßenrand. 
Er findet dass wir Zeit verschwenden. Wieso haben wir es denn so eilig? Ach richtig, die Sweet 16 Party! Fällt es mir wieder ein. 
„Wir werden zu spät zur Feier kommen!“ sage ich verzweifelt. 
„Nein, werden wir nicht, versprochen“ sagt Johann, und drückt mich an sich. Ich meine in seiner Stimme zu hören dass er schmunzelt. Ich gebe mich mit der Antwort zufrieden.
Auch in einem stehenden Auto ist das essen schwierig. Ich glaube mein Gesicht war am Ende ziemlich eingesaut, dem prusten der Anderen zur Folge. Ich finde das gar nicht so lustig, und verlange nach einem Taschentuch. Eine geraume Zeit später, Laila ist eingeschlafen (es ist gerade sehr still) meint Belli plötzlich „Lasst uns >Ich sehe was was du nicht siehst< spielen". Ich drehe mich schweigend zu Belli. Johann ebenso. 
Endlich rafft sie es. „oooohh“. Dann ist es wieder still. 
„Wie wär's mit Musik?“ Fragt Klaus. Es war eine rhetorische Frage, denn er schaltet das Radio sofort an, und es ertönt ein Song den ich nicht kenne. Den keiner der anwesenden Adeligen in diesem Auto kennt. Klaus nennt uns den Song und die Gruppe, und dann sagt er „Da sieht man mal wie sehr eure Eltern euch von der Außenwelt abschotten“
 „Mhm“ stimmt Laila ihm im Namen von allen zu. Ich werde aber hellhörig als ich den Namen der Gruppe höre. Von dieser Boy-band habe ich doch schon mal gehört. Oder besser gesagt, ich habe ihr Logo einen Tag lang unwissend mit mir herumgetragen. 
Ich seufze. Ach, Erinnerungen.. fünf Minuten später singen wir ausgelassen und laut die eingängigen Refrains der Lieder mit, so laut dass Klaus sein Navi fast nicht mehr hören kann, bis wir außer Puste sind. 
Plötzlich ruft Laila aufgeregt: „Guckt mal es schn..“ da unterbricht sie sich und beendet den Satz mit „Äh, nichts.“ Misstrauisch verziehe ich das Gesicht. Ich merke, dass Isabella sie in die Seite knufft. Den Rest der Fahrt zerbreche ich mir den Kopf darüber, was sie gemeint haben könnte. Ich verfalle in Tagträume und erschrecke mich richtig als Klaus mit seiner tiefen Stimme verkündet: „ Wir sind da!“ 
 Wir räkeln uns. Belli wirft einen Blick auf ihre Uhr, von der ich weiß dass sie lila und mit kleinen Feen geziert ist- und teilt uns mit, dass wir genau 4 Stunden, 13 Minuten und 7 Sekunden unterwegs gewesen wären. 
Alter, das ging schneller vorbei als ich dachte. Aber jetzt will ich hier raus. Am liebsten würde ich Belli aus dem Auto schubsen, um schneller draußen zu sein, sodass ich endlich Augenbinde abnehmen und mich kratzen kann. 
Außerdem will ich wissen wo wir sind!

Dienstag, 6. September 2016

PART 3
Teil 4

Sweet 16 der Prinzessin



(Rosalie ist noch 15 Jahre alt)

Ich öffne mühsam die Augen. Erst das Linke, dann das Rechte. Die Vorhänge am Fußende meines Bettes sind leicht geöffnet, und ich sehe etwas mir wohl bekanntes durchblitzen. Hä? Das muss ich mir einbilden. Ich schiebe die Bettdecke zur Seite, und taumel aus dem Bett. Dann gehe ich drum herum und betrachte verwirrt die Wand. 
Ich blinzle. Ich reibe mir die Augen. Ich drehe mich einmal im Kreis. Doch mein Bild hängt immer noch da, Gold eingerahmt. Das hing da gestern noch nicht. Ich muss geschlafen haben wie ein Murmeltier. Am Rahmen hängt ein Zettel: „Das Gemälde ist echt schön, mein Schatz“ das ist die Schrift meiner Mutter. 
Vor Überraschung klappt mir die Kinnlade runter. Ich freue mich sehr, obwohl es nur eine so simple Geste ist. Jetzt fällt mir wieder ein dass ich Geburtstag habe, und mir wird schlecht. Ich habe das Bedürfnis mich wieder ins Bett zu legen und dort den ganzen Tag zu bleiben. Doch das geht nicht. Also Betrete ich meinen Kleiderschrank und suche nach dem zweit hübschesten Kleid das ich finden kann. Das Hübscheste ist mein Ballkleid, welches für heute eher unpassend wäre. Es ist schwierig ein Kleid zu finden, das sich nicht mit meinen lila Haaren beißt. Ich entscheide mich für ein hell fliederfarbenes Kleid. Zufrieden drehe ich mich vor dem Spiegel, gleich ein paar mal. So verliere ich das Gleichgewicht, und stoße gegen einen Kleiderständer, was eine Kettenreaktion auslöst, und kurz darauf liegen all meine Kleider auf dem Teppich. 
Schnell mache ich mich aus dem Staub. Das Zimmermädchen tut mir ein Bisschen leid. Im Bad brauche ich heute eine halbe Stunde länger als sonst, weil ich keine wirklich begabte Schminkerin bin, und mein Makeup mehrmals versaue. 
Außerdem ist es verdammt schwer, die perfekten Wellen in den Haaren hinzukriegen. Total stressig! Nach einer dreiviertel Stunde verlasse ich das Bad genervt. Auch der bloße Weg zum Frühstück ist stressig, weil einem ungefähr jeder Angestellte alles Gute wünschen möchte. Naja, alles Gute kann ich für heute definitiv gut gebrauchen, aber in diesem Schloss gibt es mehrere hundert Angestellte. 
Schon von Weitem rieche ich das Frühstück. Schnuppernd betrete ich den Raum. Es riecht toll, und es sieht toll aus. Meine Eltern erwarten mich schon. Ich höre auf zu schnuppern und lasse mich drücken und beglückwünschen. Ich werde selten umarmt, vor Allem von meinem Vater. Dem entsprechend bin ich sehr verlegen, aber glücklich. 
Dann setzen wir uns. Im letzten Moment, also kurz bevor ich einen Pfannkuchen auf meinen Teller klatsche, fällt mir auf, dass sich auf besagtem Teller schon etwas befindet. Ich lasse den Pfannkuchen wieder auf die anderen Pfannkuchen fallen. Meine Eltern atmen hörbar auf. Überrascht betrachte ich das kleine dunkelrote Kästchen. Normalerweise bekomme ich von meinen Eltern nie vor dem Frühstück schon ein Geburtstagsgeschenk. Ich schaue fragend zu meinen Eltern hoch. Sie nicken synchron. „Mach auf“ sagt meine Mutter. Ich nicke, wische mir die Finger unauffällig am Rock ab, öffne. Im Inneren des Kästchens befindet sich eine Goldkette. Sie scheint zu leuchten, und ist wunderschön. Ich beuge mich herunter, um den Anhänger zu genauer zu betrachten. 
Es ist ein ebenfalls goldener kleiner Engel, dessen Kleid mit winzigen Diamanten besetzt ist. Ich nehme die Halskette heraus, um sie noch genauer zu betrachten, und da erkenne ich tatsächlich, dass man den Engel öffnen kann. Also tue ich das auch. Im Kopf des kleinen Engel ist ein noch kleineres Familienphoto. Winzig, aber gerade so groß, dass man meine Mutter, meinen Vater und mich noch erkennen kann. 
Ich hebe wieder den Kopf und sehe wieder meine Eltern an. Mein Blick sagt: >wow< „Naja..“ sagt mein Vater, sichtlich verlegen.."Wir dachten, einen Schutzengel kannst du gut gebrauchen“ beendet meine Mutter seinen Satz. Mein Vater nickt. Ich nicke. Ich versteh zwar nicht ganz genau was sie damit meint, aber ich bin gerührter denn je. „Danke“ sage ich. Mehr fällt mir nicht ein, also sage ich nochmal: „danke“ sie nicken, froh dass der Schmuck mir gefällt. Ein Paar Sekunden herrscht angenehme Stimme, doch bald wird sie unangenehm, und wir fangen fast gleichzeitig an zu essen. 
Die Kette lege ich vorher vorsichtig wieder in das Kästchen, und dass Kästchen lege ich in meinen Schoß, bevor ich mir einen mittlerweile abgekühlten Pfannkuchen nehme. Dieser schmeckt trotzdem noch super. Bald beginnen meine Eltern von der Party zu reden. Mir fällt auf, wie sehr sie dabei herumfuchteln, und das sie übertrieben deutlich sprechen. Irgendwie unglaubhaft. Aber wieso? Nachdenklich esse ich noch eine in Schokolade getunkte Erdbeere. Bald blende ich die Beiden aus, bis mich meine Mom aus meinen Tagträumen reißt, und mit detailreich erklärt, wer wann wie ankommen würde, und was auf dem Buffet wäre, und dass sie eine Rede halten würde. Ich versuche zu verstecken dass ich genervt bin. Erst als sie beiläufig „Und so gegen halb 10 kommt dann Johann. Isabella und Laila werden etwas später da sein“ sagt, werde ich hellhörig. 
Das wusste ich gar nicht, und falls ich es wusste habe ich es wieder vergessen. „Oh Gott“ rufe ich aus, und stürme aus dem Raum. Halb Zehn ist viel zu bald. Als ich schon auf dem Gang bin, meine ich, meine Eltern leise lachen zu hören. Doch ich habe weder Zeit noch Lust, zu lauschen. Ich habe nur noch eine halbe Stunde. 
Schon um in mein Zimmer zu kommen, brauche ich um die 10 Minuten. Schnaufend wie ein Mops, der einmal um den Block gelaufen ist, erreiche ich mein Ziel. Schnell Zähne putzen, nochmal zur Toilette, letzter Blick in den Spiegel, und dann brauche ich noch unendlich lange bis zur Haustür, beziehungsweise bis vor die Haustür. Im Hinausgehen schnappe ich mir noch einen Mantel. Zuerst setze ich mich auf die Stufen vor dem Eingang, doch schnell wird mir das zu kalt. Ich hatte vergessen dass ja Winter ist. 
Bald gehe ich auf und ab, und werde immer ungeduldiger. Schließlich wird mir zu kalt und ich gehe hinein, wo ich mich auf eine Bank im Vorraum hocke. 
Als es klingelt, stürze ich zur Tür, reiße sie auf und.. Es ist nur der scheiß Postbote! Vor Enttäuschung hätte ich ihm fast die Tür vor der Nase zugeknallt. Doch das wäre nicht Prinzessinen-like. Der Man überreicht mir einen großen Stapel Briefe. Und als ihm auffällt dass ich DIE Prinzessin bin, ist er begeistert, beglückwünscht mich, und will Photo mit mir machen. Da knall ich ihm tatsächlich die Tür vor der Nase zu. wie unverschämt! Auch beunruhigt es mich, dass anscheinend das ganze Königreich Bescheid weiß. Kurz darauf klingelt es nochmal. Das wird doch nicht wieder der sein! 
Ich reiße die Tür auf, und habe gerade den Mund aufgemacht, um diesem Postboten eine Standpauke zu verpassen, doch ich halte inne. Dann mache ich den Mund wieder zu. 
Und dann falle ich ihm in die Arme. Also meinem Freund, nicht dem Flegel von Postboten. Er hält mich liebevoll fest, und ich höre ihn leise in meine Haare lachen. Ich muss wohl sehr bescheuert ausgesehen haben. 
Doch das ist mir so egal. Ich bin gerade bestimmt die glücklichste Prinzessin der Welt.