Dienstag, 6. September 2016

PART 3
Teil 4

Sweet 16 der Prinzessin



(Rosalie ist noch 15 Jahre alt)

Ich öffne mühsam die Augen. Erst das Linke, dann das Rechte. Die Vorhänge am Fußende meines Bettes sind leicht geöffnet, und ich sehe etwas mir wohl bekanntes durchblitzen. Hä? Das muss ich mir einbilden. Ich schiebe die Bettdecke zur Seite, und taumel aus dem Bett. Dann gehe ich drum herum und betrachte verwirrt die Wand. 
Ich blinzle. Ich reibe mir die Augen. Ich drehe mich einmal im Kreis. Doch mein Bild hängt immer noch da, Gold eingerahmt. Das hing da gestern noch nicht. Ich muss geschlafen haben wie ein Murmeltier. Am Rahmen hängt ein Zettel: „Das Gemälde ist echt schön, mein Schatz“ das ist die Schrift meiner Mutter. 
Vor Überraschung klappt mir die Kinnlade runter. Ich freue mich sehr, obwohl es nur eine so simple Geste ist. Jetzt fällt mir wieder ein dass ich Geburtstag habe, und mir wird schlecht. Ich habe das Bedürfnis mich wieder ins Bett zu legen und dort den ganzen Tag zu bleiben. Doch das geht nicht. Also Betrete ich meinen Kleiderschrank und suche nach dem zweit hübschesten Kleid das ich finden kann. Das Hübscheste ist mein Ballkleid, welches für heute eher unpassend wäre. Es ist schwierig ein Kleid zu finden, das sich nicht mit meinen lila Haaren beißt. Ich entscheide mich für ein hell fliederfarbenes Kleid. Zufrieden drehe ich mich vor dem Spiegel, gleich ein paar mal. So verliere ich das Gleichgewicht, und stoße gegen einen Kleiderständer, was eine Kettenreaktion auslöst, und kurz darauf liegen all meine Kleider auf dem Teppich. 
Schnell mache ich mich aus dem Staub. Das Zimmermädchen tut mir ein Bisschen leid. Im Bad brauche ich heute eine halbe Stunde länger als sonst, weil ich keine wirklich begabte Schminkerin bin, und mein Makeup mehrmals versaue. 
Außerdem ist es verdammt schwer, die perfekten Wellen in den Haaren hinzukriegen. Total stressig! Nach einer dreiviertel Stunde verlasse ich das Bad genervt. Auch der bloße Weg zum Frühstück ist stressig, weil einem ungefähr jeder Angestellte alles Gute wünschen möchte. Naja, alles Gute kann ich für heute definitiv gut gebrauchen, aber in diesem Schloss gibt es mehrere hundert Angestellte. 
Schon von Weitem rieche ich das Frühstück. Schnuppernd betrete ich den Raum. Es riecht toll, und es sieht toll aus. Meine Eltern erwarten mich schon. Ich höre auf zu schnuppern und lasse mich drücken und beglückwünschen. Ich werde selten umarmt, vor Allem von meinem Vater. Dem entsprechend bin ich sehr verlegen, aber glücklich. 
Dann setzen wir uns. Im letzten Moment, also kurz bevor ich einen Pfannkuchen auf meinen Teller klatsche, fällt mir auf, dass sich auf besagtem Teller schon etwas befindet. Ich lasse den Pfannkuchen wieder auf die anderen Pfannkuchen fallen. Meine Eltern atmen hörbar auf. Überrascht betrachte ich das kleine dunkelrote Kästchen. Normalerweise bekomme ich von meinen Eltern nie vor dem Frühstück schon ein Geburtstagsgeschenk. Ich schaue fragend zu meinen Eltern hoch. Sie nicken synchron. „Mach auf“ sagt meine Mutter. Ich nicke, wische mir die Finger unauffällig am Rock ab, öffne. Im Inneren des Kästchens befindet sich eine Goldkette. Sie scheint zu leuchten, und ist wunderschön. Ich beuge mich herunter, um den Anhänger zu genauer zu betrachten. 
Es ist ein ebenfalls goldener kleiner Engel, dessen Kleid mit winzigen Diamanten besetzt ist. Ich nehme die Halskette heraus, um sie noch genauer zu betrachten, und da erkenne ich tatsächlich, dass man den Engel öffnen kann. Also tue ich das auch. Im Kopf des kleinen Engel ist ein noch kleineres Familienphoto. Winzig, aber gerade so groß, dass man meine Mutter, meinen Vater und mich noch erkennen kann. 
Ich hebe wieder den Kopf und sehe wieder meine Eltern an. Mein Blick sagt: >wow< „Naja..“ sagt mein Vater, sichtlich verlegen.."Wir dachten, einen Schutzengel kannst du gut gebrauchen“ beendet meine Mutter seinen Satz. Mein Vater nickt. Ich nicke. Ich versteh zwar nicht ganz genau was sie damit meint, aber ich bin gerührter denn je. „Danke“ sage ich. Mehr fällt mir nicht ein, also sage ich nochmal: „danke“ sie nicken, froh dass der Schmuck mir gefällt. Ein Paar Sekunden herrscht angenehme Stimme, doch bald wird sie unangenehm, und wir fangen fast gleichzeitig an zu essen. 
Die Kette lege ich vorher vorsichtig wieder in das Kästchen, und dass Kästchen lege ich in meinen Schoß, bevor ich mir einen mittlerweile abgekühlten Pfannkuchen nehme. Dieser schmeckt trotzdem noch super. Bald beginnen meine Eltern von der Party zu reden. Mir fällt auf, wie sehr sie dabei herumfuchteln, und das sie übertrieben deutlich sprechen. Irgendwie unglaubhaft. Aber wieso? Nachdenklich esse ich noch eine in Schokolade getunkte Erdbeere. Bald blende ich die Beiden aus, bis mich meine Mom aus meinen Tagträumen reißt, und mit detailreich erklärt, wer wann wie ankommen würde, und was auf dem Buffet wäre, und dass sie eine Rede halten würde. Ich versuche zu verstecken dass ich genervt bin. Erst als sie beiläufig „Und so gegen halb 10 kommt dann Johann. Isabella und Laila werden etwas später da sein“ sagt, werde ich hellhörig. 
Das wusste ich gar nicht, und falls ich es wusste habe ich es wieder vergessen. „Oh Gott“ rufe ich aus, und stürme aus dem Raum. Halb Zehn ist viel zu bald. Als ich schon auf dem Gang bin, meine ich, meine Eltern leise lachen zu hören. Doch ich habe weder Zeit noch Lust, zu lauschen. Ich habe nur noch eine halbe Stunde. 
Schon um in mein Zimmer zu kommen, brauche ich um die 10 Minuten. Schnaufend wie ein Mops, der einmal um den Block gelaufen ist, erreiche ich mein Ziel. Schnell Zähne putzen, nochmal zur Toilette, letzter Blick in den Spiegel, und dann brauche ich noch unendlich lange bis zur Haustür, beziehungsweise bis vor die Haustür. Im Hinausgehen schnappe ich mir noch einen Mantel. Zuerst setze ich mich auf die Stufen vor dem Eingang, doch schnell wird mir das zu kalt. Ich hatte vergessen dass ja Winter ist. 
Bald gehe ich auf und ab, und werde immer ungeduldiger. Schließlich wird mir zu kalt und ich gehe hinein, wo ich mich auf eine Bank im Vorraum hocke. 
Als es klingelt, stürze ich zur Tür, reiße sie auf und.. Es ist nur der scheiß Postbote! Vor Enttäuschung hätte ich ihm fast die Tür vor der Nase zugeknallt. Doch das wäre nicht Prinzessinen-like. Der Man überreicht mir einen großen Stapel Briefe. Und als ihm auffällt dass ich DIE Prinzessin bin, ist er begeistert, beglückwünscht mich, und will Photo mit mir machen. Da knall ich ihm tatsächlich die Tür vor der Nase zu. wie unverschämt! Auch beunruhigt es mich, dass anscheinend das ganze Königreich Bescheid weiß. Kurz darauf klingelt es nochmal. Das wird doch nicht wieder der sein! 
Ich reiße die Tür auf, und habe gerade den Mund aufgemacht, um diesem Postboten eine Standpauke zu verpassen, doch ich halte inne. Dann mache ich den Mund wieder zu. 
Und dann falle ich ihm in die Arme. Also meinem Freund, nicht dem Flegel von Postboten. Er hält mich liebevoll fest, und ich höre ihn leise in meine Haare lachen. Ich muss wohl sehr bescheuert ausgesehen haben. 
Doch das ist mir so egal. Ich bin gerade bestimmt die glücklichste Prinzessin der Welt.

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