Samstag, 17. September 2016

PART 3
Teil 5

Sweet 16 der Prinzessin



(Rosalie ist noch 15 Jahre alt)

Was passiert hier?“ Frage ich. Keine Antwort. Ich bin mir nicht sicher ob ich genervt, oder ängstlich sein sollte. Auf jeden Fall bin ich total neugierig. Außerdem juckt mein linkes Auge, doch ich kann mich dort nicht kratzen weil mir von Laila ein Seidentuch umgebunden wurde, ohne Erklärung. Ich weiß nicht wie ich mit dieser Situation umgehen soll. Ich meine, versetzt euch mal in meine Rolle. Ich wollte Johann gerade in mein Zimmer führen um ihm das tolle Bild zu zeigen, doch auf der Hälfte des Weges klingelt es, und meine beiden Freundinnen standen vor der Tür. Ich hätte schon bei Bellis unterdrücktem Kichern misstrauisch werden sollen, und daran dass sie kein Paket dabei hatte. Wir bringen uns eigentlich immer selbst gebackene Cupcakes mit an unseren Geburtstagen. Stattdessen steckten ihre Hände in den Manteltaschen, was bei der Kälte allerdings nicht verwunderlich ist. Ich bat sie fröhlich rein, doch sie blieben stehen, und als ich mich verwundert zu meinem Freund umdrehte, hatte der schon unsere Jacken in der Hand. „Komm, wir machen einen Ausflug“ sagte er. Die Art wie er „Ausflug“ betonte, lässt die beiden Mädchen grinsen. Ich stand nur dazwischen, und zog gehorsam die mir hingehaltene Jacke an. Und schon rückte Laila mir mit einem bunten Seidentuch auf die Pelle. 
Was wird das? Vielleicht eine Überraschung? Vielleicht färben sie sich alle zur Feier des Tages die Haare lila.. Bei der Vorstellung prustete ich los. Die Reaktion meiner Freunde kann ich nicht erkennen, denn ich sehe ja nichts mit verbundenen Augen. Glücklicherweise haben sie mir nicht auch den Mund zugebunden, und ich schaffe es auf dem Weg zum Auto ungefähr zehn mal kundzugeben das ich Angst hätte gleich gegen einen Baum zu laufen, oder zu stolpern und dass ich dass den drei übel nehmen würde. Doch sie lachen nur und versichern mir dass sie aufpassen. Zum Glück tun sie das auch wirklich. Nur beim Einsteigen ins Auto stoße ich mir den Kopf an. Zum Glück trage jetzt ich ne Mütze. Wir quetschen uns alle auf die Rückbank. Das fühlt sich nicht wie die Limousinen an, mit denen wir uns normalerweise fortbewegen. Der Motor röhrt auf, und wir setzen uns in Bewegung. Ich ich versuche herauszufinden wer wo neben mir sitzt. Dazu greife ich einfach wild ins Dunkel, anstatt was wesentlich intelligenter gewesen wäre, einfach zu fragen. Dabei haue ich Johann aus versehen eine runter. Bella sieht meine Hand kommen und duckt sich geschickt, also soweit das geht wenn man zu viert auf eine Sitzbank gequetscht ist. Johann geht nicht auf meinen unbeabsichtigten Schlag ein, hält aber für den Rest der Fahrt meine linke Hand fest, Belli die Rechte. Laila sitzt rechts am Fenster und lacht Belli und Johann vergnügt aus. Da fällt mir plötzlich etwas ein. „Warte haben wir überhaupt einen Fahrer?“ rufe ich panisch. 
„Hallo ich bin Klaus, alles gute Rosalie“ sagt der Fahrer, mit tiefer brummiger Bärenstimme. Ich zucke zusammen, und stelle mich nicht wenig verdattert auch vor. Er lacht „das weiß ich doch“. Ja, äh, macht Sinn. Dann herrschen ein paar Sekunden Stille, und plötzlich, wie auf ein Kommando fangen wir alle an zu lachen, Klaus eingeschlossen, wobei er klingt wie ein Weihnachtsmann. Nach einer Weile schläft mein Bein ein, und ich frage genervt, warum eigentlich niemand auf dem Beifahrersitz sitzt. Ich spüre Isabella neben mir die Schultern zucken, dann sagt sie „ Im Kofferraum war halt kein Platz mehr für die Cupcakes, ich wollte nicht dass sie zerquetscht werden.“ 
„Dafür werden WIR jetzt also zerquetscht?“ 
 „genau“ erwidert sie fröhlich. 
Nach kurzer Zeit wird uns langweilig und ich schaue auf mein Handgelenk, obwohl ich weder eine Uhr anhabe, noch, wenn ich eine Uhr trüge, sie jetzt lesen könnte. Gewohnheit eben. Aber was auch immer dieser Ausflug ist, wir verpassen so das Kaffee trinken. 
Das scheinen die Anderen aber mit einberechnet zu haben. Als ich meine Bedenken äußere, reicht Klaus uns die Cupcakes nach hinten, und Laila kramt aus einer Tasche unter dem Sitz fünf Kleine Thermoflaschen, jeder bekommt eine, auch Klaus. Gierig greifen meine Sitznachbarn nach den kleinen Kuchen. Ich warte einen Moment, ob's den Anderen von selbst auffällt, dann melde ich „Hallo! Ihr haltet meine Hände immer noch fest!“ Mit verbundenen Augen in einem fahrenden Auto, dass scheinbar gerade auch noch einen Hang hoch fährt zu essen, stellt sich als recht kompliziert raus. Ich flehe sie schließlich fast an, die verdammte Augebinde abnehmen zu dürfen, doch sie bleiben standhaft. Deshalb pausieren wir. Klaus fährt wiederstrebend an den Straßenrand. 
Er findet dass wir Zeit verschwenden. Wieso haben wir es denn so eilig? Ach richtig, die Sweet 16 Party! Fällt es mir wieder ein. 
„Wir werden zu spät zur Feier kommen!“ sage ich verzweifelt. 
„Nein, werden wir nicht, versprochen“ sagt Johann, und drückt mich an sich. Ich meine in seiner Stimme zu hören dass er schmunzelt. Ich gebe mich mit der Antwort zufrieden.
Auch in einem stehenden Auto ist das essen schwierig. Ich glaube mein Gesicht war am Ende ziemlich eingesaut, dem prusten der Anderen zur Folge. Ich finde das gar nicht so lustig, und verlange nach einem Taschentuch. Eine geraume Zeit später, Laila ist eingeschlafen (es ist gerade sehr still) meint Belli plötzlich „Lasst uns >Ich sehe was was du nicht siehst< spielen". Ich drehe mich schweigend zu Belli. Johann ebenso. 
Endlich rafft sie es. „oooohh“. Dann ist es wieder still. 
„Wie wär's mit Musik?“ Fragt Klaus. Es war eine rhetorische Frage, denn er schaltet das Radio sofort an, und es ertönt ein Song den ich nicht kenne. Den keiner der anwesenden Adeligen in diesem Auto kennt. Klaus nennt uns den Song und die Gruppe, und dann sagt er „Da sieht man mal wie sehr eure Eltern euch von der Außenwelt abschotten“
 „Mhm“ stimmt Laila ihm im Namen von allen zu. Ich werde aber hellhörig als ich den Namen der Gruppe höre. Von dieser Boy-band habe ich doch schon mal gehört. Oder besser gesagt, ich habe ihr Logo einen Tag lang unwissend mit mir herumgetragen. 
Ich seufze. Ach, Erinnerungen.. fünf Minuten später singen wir ausgelassen und laut die eingängigen Refrains der Lieder mit, so laut dass Klaus sein Navi fast nicht mehr hören kann, bis wir außer Puste sind. 
Plötzlich ruft Laila aufgeregt: „Guckt mal es schn..“ da unterbricht sie sich und beendet den Satz mit „Äh, nichts.“ Misstrauisch verziehe ich das Gesicht. Ich merke, dass Isabella sie in die Seite knufft. Den Rest der Fahrt zerbreche ich mir den Kopf darüber, was sie gemeint haben könnte. Ich verfalle in Tagträume und erschrecke mich richtig als Klaus mit seiner tiefen Stimme verkündet: „ Wir sind da!“ 
 Wir räkeln uns. Belli wirft einen Blick auf ihre Uhr, von der ich weiß dass sie lila und mit kleinen Feen geziert ist- und teilt uns mit, dass wir genau 4 Stunden, 13 Minuten und 7 Sekunden unterwegs gewesen wären. 
Alter, das ging schneller vorbei als ich dachte. Aber jetzt will ich hier raus. Am liebsten würde ich Belli aus dem Auto schubsen, um schneller draußen zu sein, sodass ich endlich Augenbinde abnehmen und mich kratzen kann. 
Außerdem will ich wissen wo wir sind!

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