Donnerstag, 9. Juli 2015

 Teil 3

Ein ganz normaler Tag im Leben einer Prinzessin


Kapitel 3

Ich sitze im Unterricht und kaue auf einem Stift. Meine Lehrerin säuselt streng, dass ich mir noch meine Zähne kaputt mache. Ich verkneife mir einen vernichtenden Blick. Was haben die nur heute alle mit Zähnen? Und überhaupt, ich bin 14, wenn ich an einem Stift kauen will, dann tu ich das auch, denke ich trotzig. Ich habe gerade irgendwie eine Stimmungsschwankung. Ich bin nämlich plötzlich total sauer. 
Warum kann ich nicht wie jede andere in meinem Alter sein?!
Mich SELBST anziehen, 
mir SELBER die Zähne putzen,
UNBEOBACHTET duschen, 
und alles andere, Selbstverständliche?
 „Und außerdem“, fauche ich, „Will ich keine verdammten Prinzessinnenlocken mehr haben!“ 
 Frau Sibille hebt geschockt den Kopf. Dann hält sie mir eine langen Vortrag, warum man keine Schimpfworte benutzen sollte. Als wäre ich erst 5 Jahre alt. Allerdings sehe ich ein, dass es keinen Sinn hat, ihr das zu sagen, also bitte ich nur möglichst höflich darum, aufs Klo gehen zu dürfen. 
So in etwa: 
„In Ordnung werteste Frau Sibille, dürfte ich es mir möglicherweise erlauben. aufs stille Örtchen zu gehen, um mir... ähm, die Nase zu pudern?“ 
Meine Lehrerin nickt. Sie würde wohl huldvoll nicken, währe ich nicht die Prinzessin. 
Natürlich habe ich ganz und gar nicht vor, mir die Nase zu pudern. Nein, ich werde nur dafür sorgen, dass ich selbst etwas entscheiden werde, etwas, was meine Mutter dazu zwingen wird, wenigstens eine Vorstellung für mich auszugeben.
Auf dem langen Weg zum Klo schiebe ich mir wie zufällig einen Kaugummi in den Mund. Ich bin mir sicher, dass es im Bad Kameras gibt, die eine Ladung davon vertragen könnten!

Es ist untertrieben, von einem Bad zu sprechen, es ist einfach nur riesig! Gerade noch so klein, dass sich jemand mit halbwegs ausgeprägtem Orientierungssinn hier nicht verläuft. 
Ich bin das sowieso gewöhnt und suche fachfrauisch den Raum nach den kleinen Beobachtern ab. Ich finde zwar insgesamt drei, aber klebe nur zwei davon zu, denn sie könnten vielleicht noch nützlich sein. Die dritte Kamera hat guten Blick auf den Badezimmerspiegel.
 Ich sehe erst mal sorgfältig nach, ob ich auch die Türen zugeschlossen habe, dann hole ich vorsichtig eine Kinder-Linkshänderschere aus meinem Strumpf. Ich hatte viel Platz, ich trage nämlich heute solche, die höher als zum Knie gehen. 
Noch einmal der Kamera zugrinsen und dann... beginne ich, mir langsam Löckchen für Löckchen, die blonden Haare abzuschneiden! Bei jeder Strähne, die ich zu Boden fallen sehe, fühle ich mich besser.
Mit Genugtun stelle ich mir vor, wie jetzt die Bewacher der Kameras ausrasten, und zu Tausenden meine Mutter benachrichtigen, die dann wohlmöglich königlich ohnmächtig wird.
Da höre ich auch schon über meinem Kopf Getrapel. Ich klebe hastig meinen letzten Kaugummi über die dritte Kamera, schnappe mir zu Erinnerung eine meiner Locken und verstecke mich im Handtücherschrank. 
Es gibt viel Platz, er ist wie alles hier riesig. Selbst Lüftung gibt es. Ich frage mich, ob ich, wenn ich lang genug suche, noch eine Bar oder so hier finde. 
Jemand klopft heftig gegen die Badezimmertür. Ich höre ein paar Diener säuseln, und Zofen jammern.
Aber ich rühre mich nicht vom Fleck und atme so ruhig wie möglich.
Nun höre ich auch die Stimme meiner Mutter, sie kreischt hysterisch herum.
Ich will fast herauskommen, aber plötzlich bin ich ziemlich sauer. Die soll sich nicht so anstellen, ich habe ja schließlich nicht IHRE Haare abgeschnitten!
 Nun höre ich sie brüllen. Es ist nicht wirklich ein Brüllen, aber ich finde nicht die richtige Beschreibung. „Gehe doch endlich jemand rein“! Schimpft sie, „wozu gibt es denn sonst die Geheimgänge"! Zu dem Zeitpunkt fällt ihr wohl auf, dass keiner wusste dass sie existieren. 
„Na toll“ denke ich teilweise ängstlich, teilweise verletzt.
Noch etwas, was mir verheimlicht wurde“.
Dann werde ich weiß.
Denn wo währe ein besserer Weg aus einem Geheimgang raus, als aus einem dunklen Schrank?
Ich drücke mich in eine Ecke, da höre ich auch schon Schritte, direkt hinter mir. Wahrscheinlich hätte meine Mutter mich gar nicht bemerkt, hätte ich mich nicht aus Versehen direkt vor den Ausgang gestellt.
So purzele ich auf sie drauf.
 Nach einem kurzem Überraschungs- und Schock-Moment auf beiden Seiten richte ich mich verlegen auf.
Ich sehe ihr saures Gesicht. Und ein schneller Gedanke überkommt mich.
Sie ist nun sowieso total lange sauer auf mich, wieso mache ich nicht weiter“?
Ich entledige mich blitzschnell meines Überkleides was nicht so schwierig ist seit der Erfindung des Reißverschlusses, sehe noch einmal in ihr Gesicht - jetzt sieht sie sehr verdutzt aus. 
Dann sprinte ich, nur mit Unterkleid und Schuhwerk bekleidet den mit Neonlicht beleuchteten Gang entlang. Meine Mutter ist zwar ein bisschen dick denke ich, aber sie könnte mich schon einholen, und wenn nicht sie, dann auf Handydruck einer ihrer Diener. 
Einige angenehme Schauer überlaufen mich. Ich fühle mich wie in einem spannenden Film. 
Ich mache dann das nächst Nahliegende, oder eher drücke es - und knipse das Licht aus. Dann taste ich mich voran, bis ich einen Seitengang finde, presse mich dort an die Wand und lausche. 
Ich höre meine Mutter leise und ziemlich unköniginnenhaft fluchen, dann leuchtet etwas schwach auf. Na super. denke ich. Scheiß Handyzeitalter.
 Zum Glück scheint ihr nicht aufgefallen zu sein, dass ihr Iphone 8 den Gang erleuchtet und sie zum Lichtschalter führen könnte. Stattdessen versucht sie zu telefonieren. Ich grinse schadenfroh, sie hat keinen Empfang. Und dem immer schwächer leuchtenden Licht zurfolge auch noch wenig Akku. 
Ich nutze also die Gelegenheit und renne blindlings los, in die Dunkelheit...

Das war nun Teil drei, ich hoffe er hat euch gefallen:) bald lade ich den vierten hoch. Ich würde mich sehr freuen wenn ihr mir eure Meinung in die Komentare schreibt.

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