Teil 3
Ein ganz normaler Tag im Leben einer Prinzessin
Kapitel 3
Ich sitze im
Unterricht und kaue auf einem Stift. Meine Lehrerin säuselt streng,
dass ich mir noch meine Zähne kaputt mache. Ich verkneife mir einen
vernichtenden Blick. Was haben die nur heute alle mit Zähnen? Und
überhaupt, ich bin 14, wenn ich an einem Stift kauen will, dann tu
ich das auch, denke ich trotzig. Ich habe gerade irgendwie eine
Stimmungsschwankung. Ich bin nämlich plötzlich total sauer.
Warum
kann ich nicht wie jede andere in meinem Alter sein?!
Mich SELBST
anziehen,
mir SELBER die Zähne putzen,
UNBEOBACHTET duschen,
und
alles andere, Selbstverständliche?
„Und außerdem“, fauche ich,
„Will ich keine verdammten Prinzessinnenlocken mehr haben!“
Frau
Sibille hebt geschockt den Kopf. Dann hält sie mir eine langen
Vortrag, warum man keine Schimpfworte benutzen sollte. Als wäre ich
erst 5 Jahre alt. Allerdings sehe ich ein, dass es keinen Sinn hat,
ihr das zu sagen, also bitte ich nur möglichst höflich darum, aufs
Klo gehen zu dürfen.
So in etwa:
„In Ordnung werteste Frau Sibille,
dürfte ich es mir möglicherweise erlauben. aufs stille Örtchen zu
gehen, um mir... ähm, die Nase zu pudern?“
Meine Lehrerin nickt.
Sie würde wohl huldvoll nicken, währe ich nicht die
Prinzessin.
Natürlich habe ich ganz und gar nicht vor, mir die Nase
zu pudern. Nein, ich werde nur dafür sorgen, dass ich selbst etwas
entscheiden werde, etwas, was meine Mutter dazu zwingen wird,
wenigstens eine Vorstellung für mich auszugeben.
Auf dem langen Weg
zum Klo schiebe ich mir wie zufällig einen Kaugummi in den Mund. Ich
bin mir sicher, dass es im Bad Kameras gibt, die eine Ladung davon
vertragen könnten!
Es ist
untertrieben, von einem Bad zu sprechen, es ist einfach nur riesig!
Gerade noch so klein, dass sich jemand mit halbwegs ausgeprägtem
Orientierungssinn hier nicht verläuft.
Ich bin das sowieso gewöhnt und suche fachfrauisch den Raum nach den kleinen Beobachtern ab. Ich
finde zwar insgesamt drei, aber klebe nur zwei davon zu, denn sie
könnten vielleicht noch nützlich sein. Die dritte Kamera hat guten
Blick auf den Badezimmerspiegel.
Ich sehe erst mal sorgfältig nach,
ob ich auch die Türen zugeschlossen habe, dann hole ich vorsichtig
eine Kinder-Linkshänderschere aus meinem Strumpf. Ich hatte viel
Platz, ich trage nämlich heute solche, die höher als zum Knie
gehen.
Noch einmal der Kamera zugrinsen und dann... beginne ich,
mir langsam Löckchen für Löckchen, die blonden Haare
abzuschneiden! Bei jeder Strähne, die ich zu Boden fallen sehe,
fühle ich mich besser.
Mit Genugtun
stelle ich mir vor, wie jetzt die Bewacher der Kameras ausrasten, und
zu Tausenden meine Mutter benachrichtigen, die dann wohlmöglich königlich
ohnmächtig wird.
Da höre ich
auch schon über meinem Kopf Getrapel. Ich klebe hastig meinen letzten Kaugummi über
die dritte Kamera, schnappe mir zu Erinnerung eine meiner Locken und
verstecke mich im Handtücherschrank.
Es gibt viel Platz, er ist wie
alles hier riesig. Selbst Lüftung gibt es. Ich frage mich, ob ich,
wenn ich lang genug suche, noch eine Bar oder so hier finde.
Jemand
klopft heftig gegen die Badezimmertür. Ich höre ein paar Diener
säuseln, und Zofen jammern.
Aber ich
rühre mich nicht vom Fleck und atme so ruhig wie möglich.
Nun höre
ich auch die Stimme meiner Mutter, sie kreischt hysterisch herum.
Ich will fast herauskommen, aber plötzlich bin ich ziemlich sauer. Die soll
sich nicht so anstellen, ich habe ja schließlich nicht IHRE Haare
abgeschnitten!
Nun höre ich sie brüllen. Es ist nicht wirklich ein
Brüllen, aber ich finde nicht die richtige Beschreibung. „Gehe
doch endlich jemand rein“! Schimpft sie, „wozu gibt es denn sonst
die Geheimgänge"! Zu dem Zeitpunkt fällt ihr wohl auf, dass keiner wusste dass sie existieren.
„Na toll“ denke ich teilweise
ängstlich, teilweise verletzt.
„Noch
etwas, was mir verheimlicht wurde“.
Dann werde
ich weiß.
Denn wo
währe ein besserer Weg aus einem Geheimgang raus, als aus einem
dunklen Schrank?
Ich drücke
mich in eine Ecke, da höre ich auch schon Schritte, direkt hinter
mir. Wahrscheinlich hätte meine Mutter mich gar nicht bemerkt, hätte
ich mich nicht aus Versehen direkt vor den Ausgang gestellt.
So purzele
ich auf sie drauf.
Nach einem kurzem Überraschungs- und Schock-Moment auf beiden Seiten richte ich mich verlegen auf.
Ich sehe ihr
saures Gesicht. Und ein schneller Gedanke überkommt mich.
„Sie ist
nun sowieso total lange sauer auf mich, wieso mache ich nicht weiter“?
Ich entledige mich blitzschnell meines Überkleides was nicht so
schwierig ist seit der Erfindung des Reißverschlusses, sehe noch einmal in ihr Gesicht - jetzt sieht sie sehr verdutzt aus.
Dann sprinte ich, nur mit Unterkleid und Schuhwerk bekleidet den mit Neonlicht beleuchteten Gang entlang. Meine Mutter ist zwar ein bisschen dick denke ich, aber sie könnte mich schon einholen, und wenn nicht sie, dann auf Handydruck einer ihrer Diener.
Einige angenehme Schauer überlaufen mich. Ich fühle mich wie in einem spannenden Film.
Ich mache dann das nächst Nahliegende, oder eher drücke es - und knipse das Licht aus. Dann taste ich mich voran, bis ich einen Seitengang finde, presse mich dort an die Wand und lausche.
Ich höre meine Mutter leise und ziemlich unköniginnenhaft fluchen, dann leuchtet etwas schwach auf. Na super. denke ich. Scheiß Handyzeitalter.
Zum Glück scheint ihr nicht aufgefallen zu sein, dass ihr Iphone 8 den Gang erleuchtet und sie zum Lichtschalter führen könnte. Stattdessen versucht sie zu telefonieren. Ich grinse schadenfroh, sie hat keinen Empfang. Und dem immer schwächer leuchtenden Licht zurfolge auch noch wenig Akku.
Ich nutze also die Gelegenheit und renne blindlings los, in die Dunkelheit...
Das war nun Teil drei, ich hoffe er hat euch gefallen:) bald lade ich den vierten hoch. Ich würde mich sehr freuen wenn ihr mir eure Meinung in die Komentare schreibt.
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