Dienstag, 7. Juli 2015

Teil 1

 Ein ganz normaler Tag im Leben einer Prinzessin.

Vorwort:

Es war einmal. So beginnt man doch Märchen, oder? Auf jeden Fall Geschichten mit Prinzessinnen. Das „Es war ein mal“ ist ja schön und gut, aber wenn es sich in ein "Jetzt" verwandelt, ist das etwas ganz anderes:

Kapitel 1

(Rosalie ist 14)

„Aufstehen Prinzessin, der Morgen lacht“ trällert unser Butler von der Tür her. Ich richte mich mieslaunig auf und werfe ihm einen vernichtenden Blick zu. Ich bin nah dran, statt mit bösen Blicken mit einem Kissen nach ihm zu werfen. Aber ich tu es natürlich nicht. Das wäre, um damit meine Eltern zu zitieren, „überhaut nicht Prinzessinnen- like“.
Der Butler verlässt leicht angesäuert mein Zimmer. Klar. Er macht ja nur seinen Job.
Ich schließe die Augen. Vogelgezwitscher. Wie jeden Morgen. Das klingt schön, aber nur wenn man nicht weiß, dass die Geräusche von Lautsprechern vor meinem Fenster stammen.
Ich dehne meinen Oberkörper erst nach Links, dann nach Rechts, und gähne ausführlich. Beim Dehnen nach links knacken meine Knorpel, und beim Dehnen nach rechts fällt mein Blick auf den Nachttisch. Was ich dort erblicke, bessert meine Laune ein wenig. Und ich spreche nicht von der mit rosa Diamanten besetzten Krone, sondern von dem kleinen unscheinbaren Ding daneben.
Ich grapsche nach meinem MP3-Payer, stopfe mir beide Stöpsel in die Ohren, schalte ein und übertöne so das Vogelgezwitscher.
Dann schäle ich mich summend aus meiner Decke, bleibe in denn Samtvorhängen meines Himmelbettes hängen, und falle, nicht sehr Prinzessinnen-like, aufs Gesicht.
Beim Aufrichten gibt es kleine Schwierigkeiten, Es ist zwar noch alles dran, aber ich hab mich im MP3-Payer-Kabel verheddert, die Kopfhörer rutschen mir von den Ohren.
So höre ich das Klopfen an der Tür. „ Kann ich Ihnen nun endlich beim Ankleiden helfen?“ höre ich die überhöfliche Stimme meiner Zofe. Ich mache ihr wie jeden Morgen klar, dass ich das schon lange selber kann. Nicht, dass ich keine Hilfe beim Anziehen der schweren Prinzessinnentrachten bräuchte, aber es gibt ein Alter, da möchte man nicht von jedem x-beliebigen Menschen unbekleidet gesehen werden.
Mein nächster Gang führt ans Fenster, aus dem ich mich beuge und mit einem Hieb den Lautsprecher zum Schweigen bringe. Dann gehe ich zufriedenen zum Schminkspiegel und betrachte mich. Lange blond gefärbte Ringellöckchen. Ich wollte sie überhaupt nicht gefärbt haben, und wenn, dann dunkelrot, aber das kam für meine Mutter überhaupt nicht in Frage. Und diese Ringellöckchen sind auch nicht echt.
 Ich sehe absolut bescheuert aus.
Auf meiner jugendlichen Stirn sprießen zwei Pickel, die bei meinen Eltern sicher bald einen Nervenzusammenbruch auslösen werden.
Die Zofe redet immer noch auf mich ein. Sie hat ihre Aufgaben. Und dazu gehört eben, mich anzuziehen. Ich erfinde diese Aufgaben nicht. Es ist entweder meine Mutter, oder manchmal auch mein Vater gewesen und das heißt noch lange nicht, dass ich ihrer Meinung bin.
Und das wissen sie.
Und sie ignorieren es.
Eiskalt.
Ich stecke mir trotzig die Stöpsel zurück in die Ohren und zwänge mich in ein Kleidungsstück nach dem anderen. Ich entscheide mich für ein hellgrünes Kleid, mit hübschen Mustern. Alles nur nicht rosa!
Ich war schon immer eine Rebellin. Ich wollte nie Prinzessin sein, aber mich hat keiner gefragt.
Schon fast immer und bei fast allem wehre ich mich dagegen. Irgendwann werde ich etwas Größeres unternehmen.
Ich höre meine Mutter rufen. Frühstück. Sie klingt nicht gerade glücklich.
Na, vielleicht verschiebe ich das Größere doch besser auf morgen. 
Ich verstaue meinen MP3-Player hektisch zwischen meiner Spitzenunterwäsche, schlüpfe vorsichtig aus der Tür - nicht vorsichtig genug - und renne meine Zofe fast über den Haufen.
Auf meinem Weg begegne ich sieben Kellnern, einem Koch, ein paar Dienern, den Zofen meiner Mutter, dem Schreiber meines Vaters und einem Hündchen, von dem ich nicht weiß was es hier soll. Alle bis auf das Hünchen verbeugen sich als sie mich sehen.
Ich finde das unglaublich albern.
Dann ab in den Aufzug. Das verdammte Schloss ist einfach zu groß.
Als ich mich erinnere, wie sehr sich meine Benimmlehrerin ärgern würde, wenn sie wüsste, was ich alles so denke, muss ich schadenfroh grinsen. Das ist das Gute. Erwachsene können vieles überwachen und das meiste bestimmen. Alles, nur nicht was man denkt. Meine Gedanken gehören nur mir. 
Dadurch gleich besser gelaunt, winke ich der Überwachungskamera zu, die mich die ganze Zeit anstarrt, als würde sie erwarten, dass ich gleich, ganz un- Prinzessinnen- like anfange, in der Nase zu bohren. Diesen Gefallen tu ich ihr aber nicht.
 Ich ahne, das meine Mutter auch so etwas an mir auszusetzen hat, da halte ich mich erstmal besser zurück. Es macht  „Bling“, und eine mechanische Stimme teilt mir mit: 
„Prinzessin, sie sind nun im Speisesaal-Geschoss angelangt, ich hoffe ihnen hat die Reise mit...“ „Klappe!“
 fauche ich aus einem plötzlichen Instinkt heraus. Die Stimme gerät verängstigt ins Stocken. Ich hasse es eigentlich, die Macht, die ich besitze zu nutzen, aber manchmal ist die Versuchung sehr groß. Doch ein par Sekunden später schäme ich mich schon wieder.
Genauso, wie ich mir das Prinzessinnen-Sein nicht aussuchen durfte, konnte der Fahrstuhl sich sicherlich seine dummen Sprüche auch nicht aussuchen. Außerdem will ich nicht enden wie meine Eltern, die, wenn sie einen schlechten Tag haben, selbst eine zu langsam spülende Toilette zurechtweisen.
Ich murmele also eine Entschuldigung. 
Die letzten paar Schritte bis zum Speisesaal wird mir klar, das ich mich soeben mit einem Fahrstuhl unterhalten habe und wie krank das ich. Ich fange, was wohlmöglich noch kränker ist an, über mich selbst zu lachen. 
Die Angestellten, denen ich diesmal begegne vergessen vor Irritation sich zu verbeugen, starren mich entweder nur an, oder werfen sich vielsagende Blicke, zu wie:
„Jetzt ist es passiert, nun ist das Kind verrückt geworden!“ 
Ich nicke diesen Leuten zustimmend zu. Ja, vielleicht bin ich ja verrückt. Vielleicht ist ja nicht meine Umgebung komisch, sondern ich. 
Schöne Vorstellung. 
Dann währe ja alles normal...normal...Darüber muss ich nur noch mehr lachen.

Das war nun Kapitel 1 der "Prinzessinengeschichte" Ich wollte nicht alle Kapitel gleichzeitig hochladen weil das sonst zu lang wird, also hier in Teilen. Kapitel zwei kommt bald!

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