Montag, 23. Mai 2016

PART 2
Teil 7


Ein Tag auf dem Ball einer Prinzessin



(Rosalie ist 15 Jahre alt)

Schnell sammeln sich jegliche Prinzen und Prinzessinnen im riesigen Ballsaal. 
Ein kleiner, dicker Mann im lila Anzug klettert auf die Bühne, und sagt dann laut in ein Mikrofon: „Joa, es kann dann los gehn´!“ Mehr Erklärung braucht es nicht. 
Jeder weiß ja sowieso Bescheid. In genau 3 ein halb Minuten beginnt das erste Lied. 
Bis dahin muss jeder einen Partner bzw. eine Partnerin gefunden haben. 
Da die Zahl an adeligen Jugendlichen gerade ist, wird auch keiner leer ausgehen. 
Meine einzige Sorge: Was wenn für mich nur so ein Hesslon* übrig bleibt? 
Belli verschwindet sofort mit einem ebenfalls 13 Jährigen an der Hand. 
Und ich habe Glück, ein recht gut aussehender Junge fordert mich auf. 
Ich scanne ihn kurz von Kopf bis Fuß. Dunkler Standard Anzug, Nussbraune Löckchen, höchstens 1,80. Ich nicke und nehme die mir angebotene Hand. 
Kurz sehe ich in seinem Gesicht den „Ha, guten Fang gemacht“ Blick. 
„Ich heiße Rosalie“ Sage ich und lächel ihm zu. „Ich bin Siggi“ antwortet er. 
Man merkt wie sehr er versucht cool zu sein. 
„Also Siegfried“ Schlussfolgere ich. „Hm ja“ gibt Siegfried widerwillig zu. 
Der dicke Mann im lila Anzug, ach nennen wir ihn mal Kevin, sitzt mittlerweile an einem Flügel und stimmt den ersten Ton an. 
Alle haben sich gefunden, und verharren nun bewegungslos in der Anfangsposition. 
Die meisten Lieder des Abends sind auf „die Jungend“ abgestimmt, nur der allererste Tanz ist traditionell, immer ein Wiener Walzer. Die Eltern haben sich im Torrahmen versammelt und beobachten jetzt stolz ihre Schützlinge. 
Neben Kevin hockt ein anderer Mann am Schlagzeug, nennen wir ihn mal Horst der den Takt spielen wird damit man nicht die ganze Zeit mit Zählen beschäftigt ist. 
Mit einem Tusch signalisiert Horst uns zu beginnen. Wie ich es gelernt habe schaue ich meinem Partner in die Augen, und bewege meine Füße in den geübten Schritten. 
Mit meinem Kopf bin ich ganz wo anders. Synchron drehen sich alle Pärchen, alle Figuren erfolgen gleichzeitig, denn jeder hat die gleiche Choreografie gelernt. 
Siggi wirbelt mich gekonnt umher. Von außen sehe ich ganz ruhig aus. 
Nichteinmal außer Atem bin ich. Doch innen ist Chaos. Es gibt nur einen Grund das ich nicht schnaufe wie ein Nilpferd, und der ist dass ich keine Luft bekomme. 
Mir wird immer schwindeliger. Das Korsett schnürt mir die Atemwege zu, ich fühle mich wie ein Fisch den man brutal an Land gezogen und auf Stelzen in ein Karussell gesetzt hat. Horst und Kevin scheinen immer leiser zu werden, stattdessen rauscht es. 
Und dann wird alles schwarz.
*Hesslon= Jemand dessen Aussehen die Steigerung des Gegenteils von attraktiv beschreibt.

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